Finanzen

Big 4 oder Next 10: Wer bietet die besseren Karrierechancen?

Inhaltsverzeichnis

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Sie sind unter Wirtschaftsprüfern, Steuer- und Unternehmensberatern ebenso bekannt wie begehrt: die Big 4, die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. Ohne Zweifel sind diese Unternehmen sehr attraktive Arbeitgeber – doch muss es für angehende und aufstrebende Experten in den Bereichen Audit, Tax oder Consulting zwingend ein Job bei einem der vier Branchenführer sein? Was ist die Alternative zu den Big 4 (auch Big Four)? Die Alternative heißt: Next 10 (auch Next Ten). Denn etliche „Verfolger“ sind den Big 4 auf den Fersen. Und auch die brauchen sich als Arbeitgeber keineswegs zu verstecken. Doch wer bietet die besseren Karrierechancen?

Ansehen und Prestige: Das sind die Big 4

Sie sind in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung sehr bekannt – die Big 4:

  • Deloitte
  • Ernst & Young (EY)
  • KPMG
  • PricewaterhouseCoopers (PwC)

Diese vier internationalen Unternehmen bilden zusammen die „Big Four", die größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. Gemeinsam sind sie für einen beträchtlichen Teil des Gesamtumsatzes der Branche verantwortlich (weltweit rund 75 Prozent im Jahr 2022).1 Ihre luxuriösen Bürokomplexe sind in den meisten Ländern der Welt zu finden; in Deutschland prüfen die Big 4 fast alle DAX-Unternehmen. Weltweit arbeiten derzeit mehr als 1,3 Millionen Menschen in einem Big-4-Unternehmen, rund 50.000 davon in Deutschland.2

Die Big 4 zeichnen sich durch ihre enorme Größe, ihre Finanzkraft und ihre außerordentlich breite internationale Präsenz aus. Deloitte zum Beispiel ist in 150 Ländern mit mehr als 670 Büros vertreten, davon allein 16 in Deutschland. KPMG ist in 143 Ländern tätig und PwC hat Büros in 151 Ländern. Ein Job in einem der Big-4-Unternehmen verspricht also internationale Zusammenarbeit, Reputation und Prestige.

Arbeitsumfeld mit mehr Flexibilität: Das sind die Next 10

Die „Next Ten" sind die direkten „Nachfolger" der Big 4, d. h. die international tätigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auf den Plätzen 5 bis 14 (gemessen am Umsatz). Im Gegensatz zu den Big 4 gibt es hier etwas mehr Bewegung im Ranking – je nachdem, wie erfolgreich ein Jahr war, können sich die Platzierungen durchaus verändern, so dass die Gesellschaften nicht konstant bleiben. Dies sind die aktuellen Next 10 in Deutschland (Stand: 16. Juli 2024):

  • BDO
  • RSM Ebner Stolz
  • Rödl & Partner
  • Forvis Mazars
  • Baker Tilly
  • Grant Thornton
  • dhpg
  • Dornbach
  • ETL
  • PKF 3

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Eines muss gesagt werden: Auch die Next 10 sind keineswegs „kleine" Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Sie erscheinen nur klein im Vergleich zu den Big 4 – aber seien wir ehrlich: Das gilt für fast alle Unternehmen der Welt. BDO zum Beispiel hat weltweit rund 115.000 Mitarbeiter, Baker Tilly gibt an, rund 41.000 Mitarbeiter zu haben, und Nexia beschäftigt weltweit über 26.000 Mitarbeiter. Ein Job bei einem Next-10-Unternehmen kann also auch sehr international sein – aber auch etwas flexibler, vielfältiger und individueller als bei den Big Playern.

Image | BIG4 oder NEXT10 2

Big 4 oder Next 10: Die Vor- und Nachteile

Welcher Unternehmenstyp ist also besser geeignet für Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Unternehmensberater, um ihre beruflichen Ziele zu erreichen? Wer bietet das bessere Gehalt? Wer bietet die besseren Möglichkeiten? Beide haben ihre Vor- und Nachteile.

Die Big 4:

  • Das internationale Renommee und die hochkarätigen Mandanten, bei denen es sich in der Regel um börsennotierte Unternehmen handelt, sind eindeutige Vorteile einer Tätigkeit bei den Big 4. Die Mitwirkung an der Prüfung solch großer Unternehmen ist eine spannende Erfahrung, die bei kleineren Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in der Regel nicht möglich ist.
  • Auch die internationale Aufstellung der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist ein wichtiges Argument für eine Tätigkeit bei den Big 4. Da die vier Großen grundsätzlich nur in internationalen Konzernen arbeiten, sind regelmäßige Auslandsaufenthalte ein klassischer Bestandteil des Berufsbildes. Wer also die Welt sehen will und gerne viel reist, ist hier sicher gut aufgehoben.
  • Die Big 4 bieten auch hervorragende Spezialisierungsmöglichkeiten. Denn die Big Player haben sich über viele Jahre einen Expertenstatus in bestimmten Bereichen erarbeitet und werden daher oft für Spezialthemen herangezogen. Diese Spezialisierung hat aber auch eine Kehrseite: Aufgrund der Größe der Mandate hat jeder Mitarbeiter klar definierte Aufgaben. Dies kann dazu führen, dass monatelang die gleichen Sachverhalte geprüft werden.
  • Insgesamt folgt die Arbeitsorganisation bei den Big 4 einer starren Bürokratie mit sehr festen Strukturen. Es gibt feste Mentoring- und Trainingsprogramme, feste Aufgabenzuweisungen, feste Beförderungsmechanismen und ziemlich starre Gehaltsstrukturen. Dies zeigt einen klaren Weg auf, bietet aber auch wenig Raum für individuelle Entwicklung. Generell ist es bei den Big 4 schwieriger, sich individuell zu profilieren, man ist nur ein Prüfer unter vielen.
  • Hinzu kommt ein hoher Arbeits- und Wettbewerbsdruck und eine nicht zu unterschätzende Arbeitsbelastung, insbesondere durch die vielen Reisen. All dies sorgt dafür, dass die Fluktuation relativ hoch ist. Viele Prüfer bleiben nur zwei bis vier Jahre bei einem Big-4-Unternehmen und nutzen den Namen und die gewonnene Erfahrung als Sprungbrett.

Die Next 10:

  • Die Strukturen bei den Next 10 sind etwas flexibler, der Weg ist nicht so minutiös vorgezeichnet wie bei den Big 4. Aufgrund ihrer etwas geringeren Größe können die Next-10-Unternehmen auch individueller auf ihre Mitarbeiter eingehen.
  • In einem Next-10-Unternehmen ist man als einzelner Mitarbeiter mehr sichtbar, es ist einfacher, sich durch Leistung oder individuelle Schwerpunktthemen hervorzuheben. Auch das Knüpfen von Kontakten innerhalb des Unternehmens ist bei den Next 10 leichter.
  • Ein weiteres wichtiges Argument für einen Job bei den Next 10 sind die vielfältigeren Aufgaben. Da die Mandate oft kleiner und damit überschaubarer sind als bei den Branchenführern, haben junge Wirtschaftsprüfer die Möglichkeit, schneller einen Einblick in verschiedene Fachbereiche und Aufgaben zu bekommen. Sie können eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen und sind früher in der Lage, kleinere Mandate selbstständig zu bearbeiten. Insgesamt sind sie „näher dran" an den Mandanten und haben die Möglichkeit, intensivere Mandantenbeziehungen zu pflegen.
  • Wenn Sie also als Allrounder und nicht als Spezialist in die Wirtschaftsprüfung einsteigen wollen, sind Sie bei den Next 10 wahrscheinlich besser aufgehoben als bei einer Big-4-Gesellschaft.

Big 4 oder Next 10: Wo gibt es das bessere Gehalt?

Tatsächlich unterscheiden sich die Einstiegsgehälter zwischen den Big 4 und den Next 10 nicht wesentlich. Hier haben sich die Gehälter im Laufe der Zeit nahezu angeglichen. Finanzielle Erwägungen sollten nicht der entscheidende Faktor sein – wichtiger sind die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld, das Sie sich von Ihrem künftigen Arbeitgeber wünschen.

Auch bei den Fortbildungsmöglichkeiten unterscheiden sich die beiden Unternehmensgruppen nicht wesentlich: Beide bieten umfangreiche Trainingsprogramme, Workshops, eine Vielzahl von Weiterbildungsmaßnahmen und die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten. Nur der große Name in Ihrem Lebenslauf ist den Big 4 vorbehalten.

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Persönliche Präferenzen sind entscheidend

Big 4 oder Next 10 – was ist besser? Diese Frage muss jeder Absolvent und Berufstätige für sich selbst beantworten. Denn eine allgemeingültige Empfehlung kann es nicht geben. Beide Kategorien von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bieten hervorragende Karrierechancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Die Entscheidung hängt also allein von den persönlichen Präferenzen und der aktuellen Lebenssituation ab. Wer eine etwas bessere Work-Life-Balance und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sucht, der ist bei den Next 10 vielleicht besser aufgehoben.

Am einfachsten ist die Entscheidung für Berufseinsteiger sicherlich, wenn sie bereits während des Studiums einen der vier Branchenführer sowie eine weitere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft von innen gesehen haben. In jedem Fall ist es ratsam, frühzeitig die Fühler auszustrecken und erste praktische Erfahrungen zu sammeln, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums oder als Werkstudent. Für Berufserfahrene, die von den Big 4 zu den Next 10 wechseln wollen, gilt: Was konkret macht mich aktuell nicht zufrieden? Wird ein Wechsel zu einer Verbesserung dieses Zustandes führen? Wir geben gerne Einblicke und teilen Erfahrungsberichte für eine optimale Entscheidungsgrundlage.

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Quellen

1World Survey 2023, IAB International Accounting Bulletin, 2023.

2Wikipedia, abgerufen am 5.7.2024

3Lünendonk-Liste 2024: Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland

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